Frauen haben eine höhere Sterberate bei einem Herzinfarkt als Männer - Auf dem Weg zur geschlechtersensiblen Medizin


Bildunterschrift: Moderator Elimar Brandt in der Diskussion mit Dr. Nonnenmacher (links) und Dr. Czyborra (Mitte)

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Beelitz-Heilstätten, 16.01.2024: Den Begriff „Gender“ kennen viele nur aus den Diskussionen über geschlechtergerechte Sprache. In der Gendermedizin und der Genderpharmazie spielt zusätzlich zu den biologischen Geschlechtern die Berücksichtigung der soziokulturellen Geschlechterunterscheidungen eine wichtige Rolle. Daher fand Ende letzten Jahres in Potsdam die Zukunftswerkstatt „Innovative Versorgung 2023“ statt, zu der das Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg HealthCapital eingeladen hatte. Jetzt liegt ein Flyer vor, welcher auch Empfehlungen für die Politik und die Praxis enthält.

Trotz medizinischer Fortschritte werden geschlechterspezifische Unterschiede in der Medizin und der Versorgung noch immer zu wenig beachtet. Das Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg HealthCapital lud Ende 2023 zu seiner Zukunftswerkstatt zum Thema „Auf dem Weg zur geschlechtersensiblen Medizin: Diversität in Prävention, Versorgung und Forschung verankern“ ein. Mit der Veranstaltung wollen die Veranstalter, Referenten und Teilnehmer die große Bedeutung der Diversität in der Medizin beleuchten, schließlich treffen die Auswirkungen alle Geschlechter. Ziel der Zukunftswerkstatt ist es Wege zur stärkeren Verankerung geschlechtersensibler Ansätze in Prävention, Versorgung und Forschung in der Region zu diskutieren und damit die Akteure für das Thema zu sensibilisieren.

Für die Zukunftswerkstatt hatten die Kliniken Beelitz anonymisierte Krankenhausbehandlungsdaten aus beiden Bundesländern auf relevante, geschlechtertypische und alterssensitive Gesundheitsaspekte aus dem aktuellen Krankenhausbericht Berlin/Brandenburg wissenschaftlich analysiert.

Nachdem Long- und Post-Covid im Fokus der Zukunftswerkstatt 2022 lag, und maßgeblich von unserem DiReNa-Netzwerk unterstützt wurde, haben wir den Fokus in diesem Jahr auf die Auffälligkeiten sehr unterschiedlicher Krankheitsverläufe bei Männern und Frauen gelegt, wie wir sie bei Covid-19 sahen. Auch bei den Herz-Kreislauferkrankungen stellte sich ein signifikanter Unterschied in den Mortalitätsraten in beiden Bundesländern, hier in Bezug auf Alter und Geschlecht heraus. Bei einem Mann treten bei einem Herzinfarkt Schmerzen in der linken Brusthälfte und im linken Arm auf, während eine Frau einen Herzinfarkt eher mit Symptomen wie Niedergeschlagenheit, Übelkeit und Erbrechen erlebt. In der Folge verliert eine Frau im Durchschnitt drei wertvolle Stunden bis zur Diagnose Herzinfarkt und der entsprechenden, lebensrettenden Behandlung; dadurch sterben Frauen häufiger an einem Herzinfarkt als Männer“, erläutert Dr. Martin Spielhagen, Vorstandsvorsitzende und Initiator des Post-Covid-Netzwerks DiReNa e.V..

Erkenntnisse der anderen Beiträge waren unter anderem, dass nicht die Chromosomen über den Tod bestimmen, sondern biopsychosoziale Faktoren maßgeblich die Sterblichkeit beeinflussen. Diese und weitere Themen wurden in der Zukunftswerkstatt intensiv diskutiert. In drei Arbeitsgruppen wurden dann die einzelnen Phasen „Prävention“, „Versorgung und Rehabilitation“ sowie „Forschung / Aus- und Weiterbildung“ vertieft, um Wege zu erarbeiten, wie eine geschlechtersensible Medizin verankert werden kann. Für die dritte Arbeitsgruppe hatten die Kliniken Beelitz Daten zur Versorgungsdichte in Berlin und Brandenburg vorbereitet, um die aufgezeigten unterschiedlichen Sterblichkeiten in den Ursachen zu diskutieren. Es zeigte sich, dass Versorgung und Rehabilitation in der Behandlung der Erkrankungen individueller anzupassen ist – Medikamente wirken bei den Geschlechtern unterschiedlich oder gar nicht; je nach Alter muss die Dosis angepasst werden.

Über die Aktivitäten des PostCovid-Netzwerks DiReNa e.V. (www.direna.de) sind auch die Kliniken Beelitz in dem HealthCapital-Cluster aktiv. DiReNa wurde durch Ministerin Dr. Nonnenmacher beauftragt, die geschlechterspezifischen Folgen der Corona-Pandemie bei Post- und Long-Covid-Patient:innen nachhaltig zu unterstützen. Die inhaltliche Bearbeitung erfolgte in einem der Workshops mit der Erkenntnis, dass mehrheitlich junge Frauen vom Post-Covid-Syndrom betroffen sind, wohingegen Männer häufiger schwer erkranken und eine höhere Sterberate aufweisen. Der Workshop „Forschung / Aus- und Weiterbildung“ fokussierte wie Medikamente in Anhängigkeit von Geschlecht und Alter entwickelt werden müssen – bisher erfolgte die Medikamentenentwicklung am Beispiel eines standardisierten Mannes. Hier gilt es die neuen Erkenntnisse in die Lehrpläne von Pharmakologen einfließen zu lassen; in den Lehrplänen der Pflegeausbildung sind sie bereits Bestandteil und sie erfahren erste Implementierungen in die ärztliche Approbation.

Damit Sensibilisierung und Verankerung auch geschehen, nahmen Dr. Ursula Nonnenmacher, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz im Land Brandenburg und Dr. Ina Czyborra, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege im Land Berlin, an der Zukunftswerkstatt teil.

Das Resultat der Zukunftswerkstatt war die Einigkeit aller Teilnehmer:innen gemeinsam die Medizin für alle geschlechtersensitiv in Berlin und Brandenburg zu verbessern.

Weitere Informationen zur Zukunftswerkstatt des Cluster HealthCapital und zum Flyer-Download: https://www.healthcapital.de/files/user_upload/A4_Zukunftswerkstatt_final.pdf

Bildunterschrift: Moderator Elimar Brandt in der Diskussion mit Dr. Nonnenmacher (links) und Dr. Czyborra (Mitte) 

 

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