Spinale Spastik
In Abhängigkeit der Ausprägung und der Höhe einer Querschnittlähmung kann es zum Auftreten einer spinalen Spastik kommen. Diese ist durch die Erhöhung des Muskeltonus oder auch unwillkürliche Bewegungen gekennzeichnet. Die Spastik kann mit deutlichen Bewegungseinschränkungen und Schmerzen einhergehen. Behandlungsansätze umfassen Physiotherapie und physikalische Maßnahmen, Medikamente zur Entspannung der Muskulatur oder in ausgeprägten Fällen die direkte Applikation von Medikamenten in den Spinalkanal.
Neuropathischer Schmerz
Neuropathischer Schmerz entsteht durch Schädigungen des Nervensystems selbst und ist eine direkte Folge der Rückenmarkverletzung. Er wird häufig als brennend, stechend oder als Elektroschock empfunden. Dieser Schmerztyp ist besonders schwierig zu behandeln, da er auf konventionelle Schmerzmittel selten anspricht. Die Behandlung kann durch eine Kombination aus Medikamenten (wie Antidepressiva und Antikonvulsiva, die auf die Nervenschmerzen abzielen), physikalischen Therapien, psychologischer Unterstützung und in einigen Fällen neuromodulative Verfahren wie die Rückenmarkstimulation erfolgen.
Thrombose und Embolie
Aufgrund der reduzierten Mobilität und der verminderten Muskelaktivität ist das Risiko für venöse Thromboembolien (VTE), einschließlich tiefer Venenthrombosen (TVT) und Lungenembolien (LE), bei Menschen mit Querschnittlähmung erhöht. VTEs können lebensbedrohliche Zustände sein, wenn ein Blutgerinnsel zu den Lungen wandert. Präventive Maßnahmen umfassen die Frühmobilisierung, die Anwendung von Kompressionsstrümpfen und die antikoagulative ("blutverdünnende" ) Therapie. Eine sorgfältige Überwachung auf Symptome einer TVT oder LE ist für das frühzeitige Erkennen und Behandeln dieser Zustände entscheidend.
Dekubitus (Druckgeschwür)
Druckgeschwüre sind Verletzungen der Haut und des darunterliegenden Gewebes, die durch langanhaltenden Druck auf die Haut entstehen. Sie treten häufig an Körperstellen auf, wo Knochen nahe unter der Haut liegen, wie am Steißbein, an den Fersen oder den Hüften. Die Prävention umfasst regelmäßige Hautinspektionen, den Wechsel der Position zur Druckentlastung, den Einsatz von speziellen Matratzen oder Kissen und eine gute Hautpflege. Ist ein Dekubitus aufgetreten, erfordert die Behandlung eine gründliche Wundpflege, die sofortige konsequente Entlastung und möglicherweise chirurgische Eingriffe.
Neurogene Darmentleerungsstörung
Durch die Querschnittlähmung kann es zu einer Beteiligung des Darms kommen. Häufig ist die Transportzeit des Stuhls im Darm hierdurch verlängert. Es kommt zur Obstipation (Verstopfung). Zusätzlich kann es je nach Lähmungshöhe und Ausprägung zu einem schlaffen oder spastischen Schließmuskel kommen, was mit einer Inkontinenz bzw. einer Unfähigkeit zur selbständigen Darmentleerung einhergeht. Zur Behandlung bedarf es häufig der medikamentösen Therapie sowie der Ernährungsanpassung und Bewegung. Ziel ist es, im Rahmen des Darmmanagements ein regelmäßiges, zeitlich begrenztes, ausreichendes Abführen ohne Inkontinenzerscheinungen zu erreichen.
Harnblasenlähmung
Die Querschnittlähmung kann auch zu einer Dysfunktion der Blase führen, wobei die Fähigkeit, die Blase zu entleeren, beeinträchtigt ist. Dies kann sowohl mit einem Harnverhalt, als auch einer Inkontinenz einhergehen. Auf Grund des Harnverhaltes bzw. einer nicht vollständigen Blasenentleerung mit Restharn, steigt das Risiko für Harnwegsinfektionen, und es besteht das Risiko von Blasen-und Nierenschäden. Es ist daher notwendig, eine Ableitung zu schaffen. Dies ist über Dauerkatheter (über Harnröhre oder Bauchdecke) oder als Einmalkatheterismus möglich. Auch in der Blase können durch eine vorliegende Spastik erhöhte Druckwerte entstehen. Dies ist mit einer Blasendruckmessung festzustellen und bedarf dann einer medikamentösen Therapie.
Heterotope Ossifikationen
Heterotope Ossifikationen sind die krankhafte Formation von Knochensubstanz in Muskeln und den umgebenden Gelenken. Das klinische Bild setzt sich aus Schwellung, Schmerz, Nerveneinklemmungserscheinungen, Kontrakturen und Einschränkung der Beweglichkeit zusammen. Das klinische Bild kann sehr unterschiedlich oder auch primär unauffällig sein. Dies tritt bei etwa 10 - 20 % der Patienten mit einer Querschnittlähmung auf und ist abhängig von Geschlecht, Begleitverletzungen und der Schwere der Querschnittlähmung.
Zur Prophylaxe können Medikamente (Nicht-steroidale Antiphlogistika, wie z.B. Indomentacin oder Ibuprofen) eingesetzt werden. Beim Auftreten von heterotopen Ossifikationen bietet die Strahlentherapie ggf. in Kombination mit operativen Eingriffen eine Behandlungsoption.
Die Betreuung von Patienten mit Querschnittlähmung erfordert ein multidisziplinäres Team aus Ärzten, Pflegekräften, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Psychologen und Sozialarbeitern, um eine ganzheitliche Versorgung zu gewährleisten. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Komplikationen sowie eine kontinuierliche Rehabilitation und Unterstützung sind entscheidend für die Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen.
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Flyer Dekubitus (pdf)