Casting / Redression

Spastische Muskeltonuserhöhungen führen zu Bewegungsstörungen und Extremitätenfehlstellungen, welche die neurologische Rehabilitation nachhaltig behindern.

Die Behandlung solcher komplexen Störungen erfolgt in der Form eines multiprofessionellen Teams aus Ärzten und Therapeuten mit spezifischen, langjährigen Erfahrungen.

Die betroffenen Patienten werden in wöchentlichen Sitzungen der sogenannten "Redressions-Gruppe" vorgestellt, untersucht und von dieser behandelt.

In der Gruppe wird die bestmöglichste Behandlungsform erarbeitet, sei sie medikamentös (Tabletten, Botulinumtoxininjektionen usw.) oder nicht-medikamentös (spezielle Physiotherapieverfahren, Gips- oder Schienenversorgung).


Forced-use-Therapie

Für Patienten mit Lähmungen nach Schlaganfall und beginnender Arm- und Handfunktionen gibt es unter multiprofessioneller Anleitung die Möglichkeit der mehrstündlich täglichen intensiven Behandlung in der sogenannten "Forced-use-Gruppe". Unter Immobilisation (z.B. in einer Schiene) des nicht gelähmten Armes können die Patienten hierbei sowohl wiederholt in alltäglichen Verrichtungen im gewöhnlichen Stationsablauf, als auch unter fachkundiger Anleitung in einer Gruppe den "forcierten" Umgang mit ihrer gelähmten Hand intensiv trainieren.


Spiegeltherapie

Die Spiegeltherapie ist eine relativ neue, einfach durchführbare Therapiemethode, die bereits positive Ergebnisse nach einem Schlaganfall und chronischen Schmerzen, wie Komplexem regionalen Schmerzsyndrom und Phantomschmerz gezeigt hat.

Ziele:

  • den sogenannten erlernten Nichtgebrauch der betroffenen Extremität teilweise rückgängig machen
  • verstärkt den (prä-)motorischen Kortex rekrutieren, welcher eine wichtige Funktion beim motorischen Lernen und der Regeneration motorischer Funktionen
  • die sensorische Integration und das gestörte Körperschema der Patienten verbessern

Indikationen:

  • ausgehend von der positiven Beeinflussung des Phantomschmerzes Übertragung:
    • auf das regionale Schmerzsyndrom (CRPS) sowie Schmerzzustände chronischer Art der oberen und unteren Extremität
    • Zustand bei Hemiplegie, -parese respektive Schlaganfall
    • Vernachlässigung der betroffenen Seite besonders bei Angst vor Berührungs- und Bewegungsschmerzen, was wiederum zu einer Verminderung des Reorganisationsprozesses im corticalen Hirnbereich führt, das heißt die corticale Repräsentation verkleinert sich durch „Nicht-Gebrauch“, was wiederum zu Störungen der motorischen Planung und Kontrolle führt

Annahme der neurophysiologischen Wirksamkeit:

Im dorsalen ‚Anteil des prämotorischen Kortex befinden sich Spiegelneurone. Es handelt sich hierbei um spezielle Neurone, die während der Umsetzung einer visuellen Information in eine motorische Aktion aktiviert werden. Während der Beobachtung der eigenen Bewegung sowie auch der Bewegungen anderer Personen werden die Spiegelneurone aktiviert. Sie haben – wie Studien gezeigt haben –eine wichtige Funktion für das Wiedererlernen von Bewegungen und damit für die motorische Rehabilitation.

Eine Spiegelung der nicht betroffenen Extremität ohne Bewegung der betroffenen
Extremität bewirkt eine Aktivität in wichtigen motorischen Arealen der betroffenen
Hemisphäre, die man ansonsten nur über eine willkürliche Bewegung der betroffenen Extremität erreichen würde.

Maßnahmen:
Voraussetzung für das motorische Training ist eine ausreichend hohe Anzahl an Wiederholungen der jeweiligen Bewegungsabläufe, ca. 10 – 15 Wiederholungen
Der Spiegel steht sagittal zur Körpermittel. Der Patient soll das Spiegelbild betrachten und nicht seine nicht betroffenen Extremitäten.
Die erforderliche Aufmerksamkeit bedingt ausreichende kognitive Fähigkeiten.
Die einzelnen Übungen sollen zu Anfang einfach grobmotorisch gewählt sein und individuell gesteigert werden.


Beckenbodentraining

Das Beckenbodentraining soll in die bestehenden Therapiekonzepte eingebaut werden, so dass ein Beckenbodentraining ab der Frührehabilitationsphase möglich ist. Erforderlich dafür sind spezifische anatomische Kenntnisse und das Wissen über Grundübungen des Beckenbodentraining.

Ziele:

  • Kontrolle über die Grundfunktion Stuhl- und Harnfunktion wieder erlangen
  • Prophylaxe gegen Stuhl- und Harninkontinenz
  • Stuhl- und Harninkontinenz therapeutisch konzeptionell reduzieren
  • Lebensqualität wieder herstellen

Indikationen:

  • Patienten mit inkompletten Querschnittlähmungen oder sogenannten Mischtypen
  • Schlaganfallpatienten mit Harninkontinenz oder Stuhlinkontinenz
  • Patienten mit neurologischen Erkrankungen nach urologischen Eingriffen

Maßnahmen:

  • Vermittlung anatomischer Grundlagen (bildliche Darstellungen oder anatomische Modelle)
  • Wahrnehmungs- und Atemübungen
  • Kräftigung des Beckenbodens
  • Rückenschule
  • Entspannungsübungen
  • Erarbeitung von Strategien und Integration in den Alltag
  • Erlernen von Schutzmaßnahmen vor unnötiger Belastung des Beckenbodens

Das Beckenbodentraining kann in Einzel- oder Gruppentherapie durchgeführt werden.


Tanztherapie – ein fakultatives Angebot

„Tanzen ist nicht nur, zum Takt der Musik Schrittkombinationen auf zwei Beinen zu absolvieren, sondern auch, sich mit dem ganzen Körper zur Musik zu bewegen.“

Dieser ganzheitliche, funktionelle Therapieansatz ist wirkungsvoll ansetzbar in der Frührehabilitation sowie in der weiterführenden Rehabilitation.

Ziele in der weiterführenden Rehabilitation:

 

  • für steh- und gehfähige neurologische und geriatrische Patienten mit Tanzerfahrungen
  • das Bewegungsrepertoire zu erweitern
  • Motivation verstärken durch die häufig beim Tanzen auftretende positive Grundstimmung
  • die Koordination des ganzen Körpers zu verbessern
  • automatisierte Bewegungsabläufe auch bei paretischen Extremitäten ohne Nachdenken zum Teil abrufen zu können
  • Sensorik, Motorik und Gleichgewicht zu fördern

 

Maßnahmen in der weiterführenden Rehabilitation:

  • Gruppenbehandlungen
  • Therapeut/in tanzt mit dem Patienten, dabei werden von der/dem Therapeut/In die Gleichgewichtsverlagerungen unterstützt und Tanzschritte wieder eingeübt
  • Patienten, die sich beim Tanzen sicher fühlen, tanzen auch miteinander

Klinische Erfahrungen zeigen, dass sowohl Patienten zum Beispiel nach Schlaganfall als auch Parkinson-Patienten beim Tanzen häufig sicherer werden als beim Gehen. Die Schritte zum Rhythmus der Musik fallen leichter, die Bewegungen sind schneller und fließender möglich als ohne diesen externen Stimulus. Offensichtlich gibt die Musik eine „Struktur“ vor, innerhalb derer Bewegungen (Schrittfolgen, Drehungen) möglich sind, die ohne Musik nicht
ausgeführt werden können.


Therapeutisches Bogenschießen

"Einfach loslassen"

Therapeutisches Bogenschießen hat nicht den Wettkampf z. B. nach einem Punktesystem im Vordergrund. Jedoch kann durch diesen Aspekt das eigentliche Ziel, die Verbesserung des körperlichen Zustandes, evt. besser bzw. unverkrampft erreicht werden. So ist das therapeutische Bogenschießen nur als Mittel zum Zweck zu verstehen, deshalb wurde auch das intuitive Bogenschießen als therapeutisches Mittel ausgewählt und nicht das Sportbogenschießen.

Ziele:

  • Verbesserung der Haltungskontrolle
  • Aktivierung und Förderung der Konzentration
  • Verstärkung der Körperwahrnehmung
  • Erhöhung des Atemvolumens
  • positive Beeinflussung der Koordination

Schwerpunkte der Wirkungsweise:

  • Kraftzuwachs
  • Tonusregulation
  • Atemregulation

Aufbau und Verbesserung des körperlichen Zustandes


Gesundheitstraining

„Gib Deiner Gesundheit eine Chance!"

Zentrale Aufgabe der medizinischen Rehabilitation ist die Wiederherstellung oder wesentliche Besserung der Gesundheit des Rehabilitanden, insbesondere auf den Ebenen der Aktivität und Teilhabe an Beruf und Alltag. Der Progredienz soll entgegen gewirkt und krank machen Faktoren reduziert werden; im Sinne der Sekundärprophylaxe funktionelle Einschränkungen und soziale
Beeinträchtigungen, welche aus gesundheitlichen Schäden erwachsen, sollen durch die Rehabilitation beseitigt oder soweit wie möglich kompensiert werden.

In der medizinischen Rehabilitation ergeben sich besondere Chancen, dass der Rehabilitand durch gezielte Informationen, Motivation und Training im Hinblick auf seine Gesundheit Kompetenz erlangt. Alle Aktivitäten, die dazu erforderlich sind, werden unter dem Begriff „Gesundheitstraining“ zusammengefasst.

Gesundheitstraining ist ein zentraler und patientenorientierter Behandlungsbaustein in der medizinischen Rehabilitation.
Gesundheitstraining fördert die aktive Mitarbeit, die Selbstverantwortung als auch die informierte Entscheidungsfähigkeit der Patientinnen und Patienten.

Ziele:

  • eine positive Grundhaltung zur aktiven Mitarbeit in der Rehabilitation aufbauen und den Rehabilitanden zu einem gesundheitsgerechten Lebensstil motivieren
  • ihn in seiner gesundheits- und krankheitsbezogenen Eigenverantwortung und Entscheidungsfähigkeit stärken und
  • ihm Wissen und Fertigkeiten vermitteln, um trotz krankheitsbedingter Einschränkungen an Beruf und Alltag aktiv teilhaben zu können.

Die medizinische Rehabilitation bietet dabei die Möglichkeit, in einem begrenzten Zeitraum bei intensiver Therapie und mit Unterstützung verschiedener Berufsgruppen unter adäquaten gruppendynamischen, pädagogischen Lernbedingungen diesen Zielen näher zu kommen und bei Bedarf eine entsprechende Nachsorge einzuleiten.

Leistungen:
Bei der Durchführung der Schulungen werden unterschiedliche Vermittlungsmethoden angewandt (u.a. Vortrag, Diskussion, Gruppenarbeit, praktische Übungen), um grundlegende krankheitsbezogene
Informationen zu vermitteln.

Fünf Themenkomplexe mit diversen Unterthemen werden angeboten:

1. Bewusster Umgang mit Alkohol
2. Leben ohne Nikotin
3. Stoffwechsel und Risikofaktoren
4. Stressbewältigung und Lebensführung
5. Beckenbodentraining


Angehörigenberatung

Auch die Angehörigenbetreuung erfolgt interdisziplinär, um den relevanten Bezugspersonen des Patienten ein verlässliches und stabiles Informations- und Unterstützungssystem zu bieten. Als erste Ansprechpartner fungieren der Arzt und die Stationsschwester. Bei weitergehenden Fragen können sich die Angehörigen mit den behandelnden Therapeuten in Verbindung setzen und – sofern der Patient damit einverstanden ist – bei der Durchführung der Therapiemaßnahmen hospitieren; dies dient auch der Entlassungsvorbereitung.
Für Patienten mit bleibenden Mobilitätseinschränkungen und deren Angehörige gibt es Gesprächsangebote und Beratungen mit der Peer Counselorin. Schwerpunktthemen sind der Umgang mit der Behinderung, daraus entstehenden Rechte und Pflichten, Fragen des Alltags u. ä.
Ein Mal wöchentlich findet darüber hinaus eine Informationsveranstaltung für Angehörige mit Vorträgen zu medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Themen bzw. mit themenzentrierten Gesprächsgruppen statt.
Im Wesentlichen soll eine Nähe zum Patienten hergestellt werden. Die Sorgen der Angehörigen und ihre Ängste werden fachmännisch aufgenommen und Strategien entwickelt, um Ressourcen im häuslichen Bereich zu öffnen. Wir sind auch nach der Entlassung für die Patienten und ihre Angehörigen da.


Hilfsmittelversorgung

„So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“

„Hilfsmittel sind im Einzelfall erforderlich, um den Erfolg einer Krankenbehandlung zu sichern, einer drohenden Behinderung vorzubeugen oder eine Behinderung auszugleichen, soweit sie nicht als allgemeine Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens anzusehen sind.“ (nach SGB V § 33 Abs. 1)

In unserer Klinik ist die Versorgung mit Hilfsmitteln ein wesentlicher Bestandteil der interdisziplinären Versorgung, Behandlung und Therapie. Die an den jeweiligen Rehabilitationsprozess angepasste Hilfsmittelversorgung erfolgt nicht isoliert, sondern wird immer als Teil des Gesamtrehaprozesses betrachtet, um bestehende funktionelle Einschränkungen auszugleichen oder zu kompensieren und so eine verbesserte Partizipation des Patienten an den sozialen und ggf.
beruflichen Lebensbereichen zu ermöglichen.

Für die optimale Versorgungsstrategie ist die interdisziplinäre Teamarbeit unabdingbar (Patient, Therapeut, Arzt, Pflege, Bezugsperson).

Vor die ärztliche Verordnung setzen wir ein umfangreiches Assessment. Der enge Dialog und die Zusammenarbeit mit Rehawerkstätten – teilweise im Haus integriert -, Sanitätshäusern und Orthopädiewerkstätten ermöglicht uns eine individuelle Betreuung, Absprache und Versorgung.
Entscheidend dabei ist eine absolute Kontrolle, ob mit dem Hilfsmittel auch ein Funktionszuwachs in Quantität oder Qualität gewährleistet ist.

Ziele:

  • Ausgleich fehlender oder eingeschränkter Körperfunktionen und Körperstrukturen
  • Verbesserung der Möglichkeit von Aktivitäten und damit der Teilhabe
  • Erleichterung der Pflegemaßnahmen
  • Ermöglichung von Kommunikation, Erreichung von Kommunikationskompetenz

Leistungen:

  • Hilfsmittel
    • Beratung
    • Versorgung
    • Anpassung - Kontrolle
    • Training - Akzeptanz
    • Schienenversorgung
    • Anfertigung von Hilfsmitteln / Adaptation (u. a Querschnittgelähmten Bereich)
    • Erprobung verschiedener Alltagshilfen / Hilfsmittel
    • Orthesen-, Prothesenversorgung
    • Hausbesuch / häusliche Beratung
    • Elektronische Kommunikationshilfen
    • Erlernen kompensatorischer / adaptiver Schlucktechniken unter Einsatz von Hilfsmitteln